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Mein mobiler Pflegedienst in Zeiten von Covid-19

Hallo, ich heiße Margit. Ich bin Dipl. Gesundheits- und Krankenschwester und als psychologische Beraterin (in Ausbildung unter Supervision) Mitglied der Helferzone.

Im folgenden Bericht gebe ich Dir einen kurzen Einblick in meinen Berufsalltag der letzten Wochen.

Menschen die mich fragen, warum ich einen Pflegeberuf ausübe, antworte ich Folgendes:

„Weil das größte Gut des Menschen die Gesundheit ist.“

Nie hätte ich gedacht, dass wir alle gemeinsam einmal so intensiv erleben, wie dieses höchste Gut, durch etwas nicht sicht- oder greifbares bedroht wird.

In der mobilen Pflege bin ich indirekt von dieser Pandemie betroffen und erlebe deren Auswirkungen bei jedem Einsatz. Ich versorge keine Covid-19 Erkrankten, sondern die Risikogruppen und deren Angehörigen. Ängste und Sorgen wegen der Gefahr einer Ansteckung und die Ungewissheit, ob die Personenbetreuer:innen aus anderen europäischen Ländern bleiben dürfen, oder abreisen müssen, verunsicherten zu Beginn viele. Schon in “normalen Zeiten” ist die Betreuung von Pflegebedürftigen oder Demenzkranken häufig sehr zeitintensiv und stellt stets auch eine psychische und physische Belastung für deren Angehörige dar.

Meine Aufgabe ist es die betroffenen Familien in ihrem pflegerischen Alltag zu unterstützen und zu entlasten. Einerseits gelingt das, in dem ich Teilbereiche der pflegerischen Versorgung übernehme, andererseits indem ich für Angehörige stets auch ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Anliegen habe. 

Durch die Coronakrise, kamen, wenn man es so sagen möchte, zu den “alltäglichen Sorgen” noch die bereits oben erwähnten Ängste und Nöte hinzu. All dies zusammen stellte eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar.

Über die Jahre habe ich gelernt, im „Normalfall“ meinen Umgang mit den jeweiligen Schicksalen zu finden. Das bedeutet, zum Schutze der eigenen Gesundheit, mich mitfühlend und umsichtig auf die Bedürfnisse der Betroffenen einzulassen und dennoch nicht alles in mein privates Leben mitzunehmen.

Doch es gibt auch Ausnahmen vom „Normalfall“, wie zum Beispiel besonders anspruchsvolle Betreuungsbedingungen. Eine besonders gravierende Ausnahme war jedoch die Anfangszeit der Corona-Pandemie. Plötzlich veränderte sich nicht nur beruflich sehr vieles, sondern zeitgleich auch in meinem privaten Umfeld.  Ich musste mein Familienleben in kürzester Zeit neu strukturieren und zugleich belasteten auch mich, die vielen Unsicherheiten, welche die Coronakrise mit sich brachte. Die eigene emotionale Stabilität geriet ins Wanken. Doch gerade in dieser Zeit, sollte ich in meiner beruflichen Profession, vielen Menschen Sicherheit, Stabilität und die Orientierung, wie es weitergeht, vermitteln. Das war eine große Herausforderung für mich. Es gab Momente, wo ich mich sehr nach der verlorenen Normalität sehnte und zugleich wusste, dass es kein Entrinnen aus dieser globalen Krise gibt. Auch die Berichte der Medien über die tragische Entwicklung von Covid-19 in Nachbarländern beunruhigten mich sehr. Die Sorge, dass es sich bei uns ähnlich entwickeln konnte, war für mich deutlich spürbar.

Meine Erfahrung aus dieser Zeit ist, dass es hilfreich ist, vorhandene Ängste offen ansprechen zu können. Es wirkt entlastend und erleichtert die Selbstreflexion, sowie die Aktivierung eigener Ressourcen. Dadurch wird es möglich, einen gesünderen Umgang mit neuen Lebensumständen zu entwickeln.

Somit schließt sich der Kreis. Ein Beratungsgespräch in Anspruch zu nehmen stellt kein persönliches Versagen dar, sondern vielmehr die Übernahme von Eigenverantwortung für die eigene psychische Gesundheit. Basierend auf dieser Erfahrung möchte auch ich anderen Menschen aus helfenden Berufsgruppen gerne beratend zur Seite stehen.  

Denn Gesundheit ist des Menschen höchstes Gut!